07.12.2023, 10:19 | Lesedauer: 7 Minuten
Oliver Kühn
Der denkmalgeschützte Oberhof in Duisburg-Beeck ist seit dem Feuer im
März 2020 geschlossen und wartet auf die Brandsanierung.
Duisburg-Beeck Der historische Oberhof in Duisburg-Beeck muss nach dem
Brand 2020 saniert werden. Bauarbeiten verzögern sich, das bedroht den
dortigen Verein.
Gut dreieinhalb Jahre nach dem Brand im historischen Oberhof in Beeck
https://www.waz.de/staedte/duisburg/nord/duisburg-historischer-oberhof-nach-feuer-stark-beschaedigt-id228706629.html hat die Stadt Duisburg einen ausführlichen Sanierungsplan vorgelegt. Erst im September wurde er beschlossen, doch schon nach wenigen Wochen ist er überholt. Das hat das zuständige Immobilien-Management Duisburg (IMD) durch die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilen lassen. Hieß es im Herbst noch, dass der Oberhof Ende 2024 saniert übergeben wird, musste das IMD bereits den eigenen Zeitplan korrigieren und nennt jetzt März 2025 als frühestmöglichen Übergabe-Termin.
Je länger der Oberhof geschlossen bleibt
https://www.waz.de/staedte/duisburg/nord/beeck-warum-der-oberhof-weiter-geschlossen-bleibt-id234894953.html, umso größer wird die Bedrohung für das Überleben des Netzwerks Oberhof. Der Verein hat sich vor dem Feuer um das historische Gebäude gekümmert, das ein wichtiger Anlaufpunkt im Stadtteil war und wieder werden soll. Doch die Zuversicht, dass die Zusagen und Prognosen über die Wiedereröffnung stimmen, schwinden im bei den Mitgliedern und im Stadtteil – zumal die echten Sanierungsarbeiten noch nicht mal begonnen haben.
Verzögerte Brandsanierung des historischen Oberhofs erzürnt
Bezirksbürgermeister: „Ich fühle mich verarscht“
„Ich fühle mich verarscht“, sagt ein verärgerter Bezirksbürgermeister
Peter Hoppe im Gespräch mit der Redaktion. Für den Sozialdemokraten ist
es keine Lappalie, dass das IMD die Sanierung und damit die
Fertigstellung nach hinten verschiebt. Der denkmalgeschützte Oberhof sei
nicht nur das älteste Gebäude Duisburgs, durch das dort vom Netzwerk
betriebene Café sei er auch notwendig für den Zusammenhalt in Beeck
https://www.waz.de/staedte/duisburg/nord/stadtteil-check-selbst-lokalpatrioten-fremdeln-mit-beeck-id230548792.html
Kriminalität
Die Traditionskirmes steigt bald wieder in Beeck. Mancher Duisburger
hält den Stadtteil für zu gefährlich. Wie es dort tatsächlich ist, weiß
Hauptkommissar Thomas Horstkamp. Er kennt das Revier und dessen
Einwohner sehr gut.
Wie gefährlich ist Beeck? Unterwegs mit der Polizei Duisburg
https://www.waz.de/staedte/duisburg/nord/wie-gefaehrlich-ist-beeck-unterwegs-mit-der-polizei-duisburg-id238784605.html
„Der IMD muss die Sanierung schnellstmöglich hinkriegen“, fordert Hoppe,
der allerdings fehlenden Umsetzungswillen befürchtet, weil die
Stadttochter vor der Zerschlagung steht
https://www.waz.de/staedte/duisburg/imd-zukunft-diese-loesung-wird-der-rat-beschliessen-id239666227.html Künftig sollen die Wirtschaftsbetriebe städtische Gebäude bewirtschaften, dazu zählt auch der Oberhof. Untätig war das IMD zwar seit dem Feuer nicht und hat erste Reparaturen und eine Asbestsanierung abgeschlossen. Doch die wirkliche Instandsetzung lässt auf sich warten. Der Bezirksbürgermeister drückt bei den Bauarbeiten aufs Gas, weil das Netzwerk Oberhof viele ältere Mitglieder hat, die sich bei einer Wiedereröffnung 2025 oder vielleicht noch später altersbedingt gar nicht mehr einbringen können.
Umfangreiche Sanierungsarbeiten sollen fast zwei Millionen Euro kosten
Die ausstehende Brandsanierung ist freilich nicht trivial, wie aus den
städtischen Unterlagen hervorgeht. Sie ist umfangreich, geht vom Dach
bis in den Keller und soll nach aktuellen Prognosen fast zwei Millionen
Euro kosten. Die Maßnahme wird in drei Bauabschnitte aufgeteilt und in
Rücksprache mit der Denkmalbehörde durchgeführt. Doch nicht nur Schäden
durch den Einbruch und den Brand müssen beseitigt werden; ein Gutachter
hat festgestellt, dass „sämtliche Holzbalken sowie das Mauerwerk von
Schädlingen befallen sind“. Dabei handelt es sich um einen
Holz-zerstörenden Pilz namens „Echter Hausschwamm“. Es braucht also
zusätzlich eine Schädlingssanierung.
Der historische Oberhof ist immer noch in einem schlimmen Zustand. (Archiv)
Wann die Bauarbeiten am historischen Oberhof aus dem 17. Jahrhundert
beginnen können, ist derzeit unklar. Das Immobilien-Management Duisburg
führt nach eigenen Angaben gerade Ausschreibungen durch. „Momentan sind
noch nicht alle Ausschreibungsverfahren abgeschlossen“, heißt es auf
Anfrage. „Bei einzelnen Gewerken hat sich die Ausschreibung verzögert,
so dass sich dies auch auf Nachfolgewerke auswirkt.“
Diese Nachricht hat kürzlich auch das Netzwerk Oberhof erhalten. „Wir
sind wie erschlagen, das nimmt uns die Luft weg“, sagt die Vorsitzende
Wilma Hohmann. Als das IMD den kleinen Verein darum bat, das Baudenkmal
im September leerzuräumen, hatten die Mitglieder den Eindruck gewonnen,
dass die Bauarbeiten bald beginnen würden. Das Ausräumen gelang nur
mithilfe kräftiger Männer der Duisburger Werkkiste, denn die meisten der
gut 40 Vereinsmitglieder sind für solch körperlichen Anstrengungen
inzwischen zu alt. Doch der Startschuss für das Bauprojekt fiel dann
doch nicht. „Ich kann nicht mehr hören, dass das Immobilien-Management
zu wenig Personal hat“, sagt Hohmann resigniert und sehnt den Baubeginn
herbei.
Sie habe den Menschen aus Beeck versprochen, den Oberhof als wichtigen
Anlaufpunkt wieder mit aufzubauen. Aber mit jedem Jahr des Stillstandes
sieht sie die Chance dafür schrumpfen. Einige Aktive sind seit dem Brand
bereits verstorben, und ein Verein ohne Vereinslokal und ohne
Aktivitäten gewinnt keine neuen Mitstreiter. Zwar hat es nach dem Feuer
viel Solidarität aus dem Duisburger Norden https://waz.de/du-nord
gegeben und auch einige Vereinsbeitritte, so Hohmann, „aber ein
Neuanfang wird immer schwieriger“.
Das Netzwerk Oberhof hat sich im Sommer 2023 mit anderen Vereinen an der
Beecker Kirmes beteiligt. Die übrigen Vereinsaktivitäten liegen jedoch
auf Eis, solange das Baudenkmal geschlossen ist.
Das Netzwerk Oberhof hat sich im Sommer 2023 mit anderen Vereinen an der
Beecker Kirmes beteiligt. Die übrigen Vereinsaktivitäten liegen jedoch
auf Eis, solange das Baudenkmal geschlossen ist.
Ohne Wiedereröffnung sieht der Verein „Netzwerk Oberhof“ keine
Überlebenschance
Dass März 2025 tatsächlich ein verlässlicher Übergabe-Termin ist, das
hält der Vorstand für ausgeschlossen. „Mein Herz hängt am Oberhof, aber
mein Herz ist müde“, sagt Wilma Hohmann angesichts fast vier Jahren
voller Absprachen, Warten und Hoffen. So viele verschiedene Entscheider
innerhalb der Stadttochter seien bei diesem Bauprojekt beteiligt, dass
ein verlässlicher Ansprechpartner fehle. Aufgrund der vielen
Bauprojekte, für die das IMD zuständig ist, und angesichts der
beschlossenen Übernahme durch die städtischen Wirtschaftsbetriebe glaubt
das Netzwerk, dass das Gebäude realistisch frühestens 2026 fertig wird.
Dabei sei der neuerdings verkündete Übergabetermin bereits eine
Hiobsbotschaft für die nächste Mitgliederversammlung.
Unklar ist, ob die späte Fertigstellung dem kleinen Verein eine
Überlebenschance lässt. „Es gibt keinen Ersatz für den Oberhof“, betont
Wilma Hohmann. Das Netzwerk suche seit dem Brand einen Übergangsstandort
in Beeck, in dem es wieder das Café betreiben und Kulturveranstaltungen
durchführen kann – bisher ohne Erfolg. So sind die Vereinsmitglieder
weiter auf das Immobilien-Management angewiesen und hoffen, dass die
Bauarbeiten bald beginnen und weitere Verzögerungen ausbleiben. Indes
hält das IMD auf Nachfrage am März 2025 als Termin für den
Sanierungsabschluss fest.
Umfangreiche Sanierungsarbeiten in drei Bauabschnitten
Die Sanierung des denkmalgeschützten Oberhofs (Friedrich-Ebert-Straße
364) soll nach aktuellen Schätzungen *1.984.000 Euro kosten*, das sind
184.000 mehr, als das IMD noch vor zwei Jahren angenommen hat. *Bauzäune
und Videokameras* sollen während der Bauphase das Gebäude sichern.
Während der Schädlingssanierung samt Holzbau- und Dacharbeiten wird das
Baudenkmal komplett eingerüstet, überdacht und in Wetterschutz-Planen
gehüllt.
Im *ersten Bauabschnitt* wird für die Schädlings- und Holzsanierung die
Dachhaut geöffnet. Daran schließen sich Arbeiten im Dachgeschoss und
Abbrucharbeiten an. Durch das Feuer im März 2020 wurden Teile der
Dachbalken und des Dachstuhls beschädigt, dort muss instandgesetzt
werden. Die oberste Geschossdecke erhält eine begehbare Dämmung, ein
Holzfenster wird ersetzt und ein Schornsteinkopf sowie alte
Toilettenwände im ersten Obergeschoss werden abgerissen.
Beim *zweiten Bauabschnitt* sollen das Obergeschoss und die Fassade
repariert werden. Dazu zählt unter anderem, dass die derzeit offene
Holzbalkendecke ertüchtigt wird und die Toilettenräume neu errichtet
werden. Außerdem bekommt der Raum mit dem Brandschaden eine neu
verputzte Innenwand.
Dem Erdgeschoss und dem Keller widmet sich schließlich der *dritte
Bauabschnitt*. Fürs Treppenhaus und den Flur gibt es eine
Brandschutzdecke. Zudem lässt das IMD alle Innentüren, das Holzparkett
und die historischen Holzdecken restaurieren. Instandgesetzt werden
zudem die Eingangstür und die Steinelemente im Eingangsbereich. Um
Wasserschäden durch Starkregen zu verhindert, wird die Treppe zum
Untergeschoss überdacht.
Artikel: WAZ/7.12.2023